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Dr. Florian Lindner erhält MarBiNa-Förderpreis | Stadt Marburg

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Dr. Florian Lindner erhält MarBiNa-Förderpreis | Stadt Marburg

Neuer Ansatz für bessere Medikamente

Mit seiner Erfindung könnte es eines Tages gezieltere Krebsmedikamente geben: Der Molekularbiologe Florian Lindner hat einen Weg entdeckt, das Injektionssystem von Krankheitserregern zu steuern. Für diese Forschung ist er nun mit dem MarBiNa-Förderpreis für Bio- und Nanotechnologie von der Stadt Marburg, der Philipps-Universität und Unternehmen ausgezeichnet worden.

© Patricia Grähling, Stadt Marburg

Die Initiative Bio- und Nanotechnologie (IBiNa) hat den Marburger Förderpreis für 2022 verliehen, diesmal an den Biologen Dr. Florian Lindner. Mit dem Förderpreis werden bereits seit 2014 junge Wissenschaftler*innen für hervorragende Leistungen und Entdeckungen im Bereich der Bio- und Nanotechnologie ausgezeichnet. Dabei ist es wichtig, dass die Entdeckung nicht nur theoretisch von großer Bedeutung ist, sondern auch gut für die Praxis geeignet ist. Das trifft auf die Forschung von Lindner zu.

Er erhielt im Marburger Rathaus den mit 5000 Euro dotierten Marburger Förderpreis für Bio- und Nanotechnologie von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Spies lobte den „höchst originellen Ansatz“ des Preisträgers: „Ihre Methode verspricht erhebliche Verbesserungen gegenüber herkömmlichen Therapieformen wie der Chemotherapie.“ Lindner ist bereits der neunte Preisträger des Förderpreises Bio- und Nanotechnologie, mit dem junge Forschende ausgezeichnet werden, deren Erkenntnisse einen hohen wirtschaftlichen Praxisbezug haben. Der Hintergrund: Marburg ist ein wichtiger Standort für diese Technologie.

Der Nachwuchswissenschaftler hatte eine eigenwillige Idee: Er möchte die Fähigkeiten von Krankheitserregern dazu nutzen, Proteinarzneimittel gezielter einzusetzen. Besonders wichtig kann dies etwa bei der Behandlung von Krebstumoren sein. Sein Weg: Krankmachende Bakterien haben Mechanismen entwickelt, wie sie menschliche Zellen sehr effektiv befallen können. Dazu verwenden sie verschiedene Injektionssysteme. Besonders häufig ist das Typ3-Injektionssystem, mit dessen Hilfe sich jedes Jahr Millionen von Menschen infizieren. Es ist zum Beispiel für Krankheiten wie Pest, Cholera, Salmonellen und Typhus verantwortlich.

Lindners Grundfrage: Wie können wir dieses System so umprogrammieren, dass es auch nützliche Stoffe gezielt und kontrolliert transportieren kann – etwa Antigene für Impfungen oder Krebsmedikamente? Dazu nutzte er zugleich seine Erfahrungen aus der sogenannten Optogenetik, bei der etwa Nervenzellen mithilfe von Licht beeinflusst werden können. Und es gelang ihm, ein lichtkontrolliertes Injektionssystem zu schaffen. In der Dunkelheit bleibt es inaktiv. Mit Blaulicht könnte es jedoch – zum Beispiel in einem Tumor – aktiviert werden, um Krebszellen sehr gezielt zu töten. Das Verfahren hätte auch deutlich weniger Nebenwirkungen.

„Das ist aber erst der erste Schritt“, sagt Florian Lindner. Er konnte in der Zellkultur zeigen, dass diese Methode funktioniert – mit diesem Thema hat er promoviert. Folgen müssten nun Versuche an Mäusen und mit Rotlicht, das tiefer ins Gewebe eindringen kann. Sind auch diese Experimente erfolgreich, könnten klinische Studien starten.

Für Lindners Erfindung hat die Max-Planck-Gesellschaft ein Patent angemeldet. „Bislang gab es keine Methode, das Injektionssystem schnell und dosiert zu steuern“, erläutert der 30-Jährige. Drei Jahre lang hat er daran gearbeitet. Tausende von Kolben mit Bakterienkulturen hat er angesetzt, um zu erfahren, wie und ob sie unter Blaulicht Krebszellen bekämpfen.

Dr. Florian Lindner erhält MarBiNa-Förderpreis | Stadt Marburg

Formlösung Der Nachwuchswissenschaftler mag die ungewöhnliche Forschung und das kreative Denken in der Wissenschaft. Aufgewachsen in einem Dorf in der Nähe von Sontra in Nordhessen, ging er zum Biologiestudium nach Erlangen, Göttingen und schließlich nach Marburg. Bereits in seiner Bachelor-Arbeit veredelte er Hefe so, dass sie Rosenduft herstellt. Seine Mutter, eine Floristin, war begeistert. Nun würde er gern in der Forschung bleiben. Derzeit arbeitet er als Postdoc an der Universität Zürich. Im Sommer wechselt er in ein Pharmalabor, in dem an neuen Krebstherapiemethoden gearbeitet wird.